Kompetenzen
Nachhaltige Waldbewirtschaftung
Die meisten Wälder werden in irgendeiner Form bewirtschaftet.
Nachhaltige Forstwirtschaft ist deshalb ein Schlüsselinstrument,
um den alarmierenden Waldverlust von 13 Millionen
Hektar weltweit aufzuhalten. Die Erhaltung der Wälder ist entscheidend,
um den Ausstoß von Treibhausgas durch Waldzerstörung
zu reduzieren, den Verlust der biologischen Vielfalt
zu verringern und die vielfältigen ökologischen
Funktionen der Wälder zu erhalten, die für das
Wohl der Menschheit unerlässlich sind.
Illegaler Holzeinschlag ist eine der Hauptursachen
für Waldzerstörung. In zahlreichen Ländern erfolgt
ein Großteil des Holzeinschlags illegal – von den Tropen
bis zu den Urwäldern Osteuropas und Russlands. Entwicklungsländer
büßen dadurch jährlich geschätzte 10 bis 15
Milliarden € ein; illegaler Holzeinschlag drückt den Holzpreis
weltweit um 7% bis 16%. Die betroffenen Länder müssen
bei Politikgestaltung und Rechtsdurchsetzung
im Forstsektor unterstützt werden, um illegalen Holzeinschlag
zu stoppen – auch wenn Legalität nur der erste Schritt
zur Nachhaltigkeit ist.
Die Zertifizierung von Wäldern ist
das wichtigste marktwirtschaftliche Instrument zur Förderung
einer verantwortungsvollen Waldbewirtschaftung. Zertifizierung hilft
Waldbesitzern, im globalen Wettbewerb Absatzmärkte
zu erhalten oder neu zu erschließen, und bietet eine Meßlatte
für die optimale Bewirtschaftung in wirtschaftlicher, ökologischer
und sozialer Hinsicht.
Die Zahl der forstlichen Zertifizierungssysteme – darunter
manche von zweifelhafter Qualität – ist in den letzen
Jahren inflationär gestiegen. Für Firmen und Verbraucher
wird es immer schwieriger, die Wirksamkeit der unterschiedlichen
Systeme zu beurteilen. Der Schlüssel, um durch Zertifizierung
die Bewirtschaftung der Wälder zu verbessern, ist jedoch die
Glaubwürdigkeit und Qualität der forstlichen
Zertifizierungssysteme.
Die steigende Nachfrage nach Holz als Energieträger
– vom Brennholz für den Privathaushalt bis hin zu Hackschnitzel
für Biomasseheizkraftwerke – bringt neue Herausforderungen
für die nachhaltige Forstwirtschaft. Bei der Gewinnung von
Biomasse sollten ökologische
Leitlinien beachtet werden, um künftige Zuwachsverluste
zu vermeiden, die Stabilität der Wälder nicht zu beeinträchtigen
und Auswirkungen auf die biologische Vielfalt gering zu halten.
Um gegenteilige Auswirkungen auf die CO2-Bilanz zu vermeiden, müssen
Biomasseaktionspläne ökologische Kriterien
für die Produktion von Biomasse und für den Import von
Biokraftstoff gewährleisten.
Produktkettenzertifizierung
Eine wachsende Zahl von Firmen übernimmt eine Führungsrolle
und fördert die verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung, anstatt
weiterhin Holz- und Papierprodukte aus illegalen und nicht nachhaltigen
Quellen zu beziehen. Die Produktkettenzertifizierung
(Chain-of-Custody) ermöglicht es holzverarbeitenden
Betrieben ebenso wie der Holz- und Papierindustrie,
ihren Kunden zu garantieren, dass illegales und nicht nachhaltiges
Holz aus der Lieferkette ausgeschlossen wurde.
Um die steigende Nachfrage nach zertifizierten Holz- und Papierprodukten
zu befriedigen, müssen die Marktverbindungen
zwischen zertifizierten Unternehmen verbessert
werden.
Der Einzelhandel kann schrittweise auf eine verantwortungsvolle
Beschaffung von Holz- und Papierprodukten umstellen.
Verbraucherinformation über nachhaltigen
Konsum fördert die Nachfrage nach zertifizierten Holz-
und Papierprodukten.
Produkte wie Soja & Palmöl werden
immer mehr zur treibenden Kraft der Regenwaldzerstörung.
Die wachsende Nachfrage nach Biokraftstoff wird
die Umwandlung von Wald zu landwirtschaftlichen Flächen weiter
voran treiben, wenn keine Kriterien für die nachhaltige Produktion
entwickelt und angewendet werden.
Internationaler Handel
Degradierung und Zerstörung der Wälder durch illegale
und nicht nachhaltige Bewirtschaftung oder Rodung wird angetrieben
durch die Nachfrage in europäischen Ländern nach Holz,
Papier, Zellstoff, Soja und Palmöl. Durch Analyse
der Internationalen Handelsströme können Import-
und Verarbeitungswege bestimmt und passende Lösungen entwickelt
werden, um Europas Fußabdruck auf die Wälder
weltweit zu reduzieren.
Das Washingtoner Artenschutzübereinkommen
(CITES) reguliert den internationalen Handel mit gefährdeten
Arten, einschließlich bestimmter Holzarten wie Mahagoni und
Ramin. CITES ist derzeit das einzige gesetzliche Instrument, auf
dessen Grundlage Behörden in Importländern die legale
Herkunft von Holzprodukten kontrollieren, Waren
aus illegalen Quellen beschlagnahmen und den Handel
damit strafrechtlich verfolgen können. Gängige
Holzarten wie Merbau werden voraussichtlich in
den nächsten Monaten in CITES gelistet.
Umwelt- & Forstpolitik
Die Europäische Union hat zur Eindämmung des illegalen
Holzeinschlags den Aktionsplan "Rechtsdurchsetzung,
Politikgestaltung und Handel im Forstsektor" (FLEGT)
verabschiedet. Derzeit werden freiwillige Partnerschaftsabkommen
verhandelt, um die Durchsetzung geltenden Rechts
in den betroffenen Ländern zu stärken und sicherzustellen,
dass nur legal eingeschlagenes Holz in die EU gelangt. Die Regierungen
der EU-Staaten müssen sich dafür einsetzen, in den Verhandlungen
starke Partnerschaftsabkommen zu erreichen, ein
effektives Lizenzsystem zum Legalitätsnachweis
zügig umzusetzen und die Überprüfung zusätzlicher
Optionen wie eine zusätzliche Gesetzgebung.
18% des Holzes auf dem EU-Binnenmarkt wird für öffentliche
Einrichtungen gekauft. Eine ökologische öffentliche
Beschaffung kann deshalb Verbesserungen in der Waldbewirtschaftung
weltweit vorantreiben. In verschiedenen EU-Mitgliedsstaaten wird
derzeit die öffentliche Beschaffungspolitik überarbeitet.
Nur starke ökologische Kriterien können sicher stellen,
dass innerhalb der EU ausschließlich legal und nachhaltig
produziertes Holz in öffentlichen Aufträgen verwendet
wird.
Waldprogramme und Waldaktionspläne
können sich nicht mehr allein auf die Forstwirtschaft auf nationaler
Ebene konzentrieren, sondern berücksichtigen vermehrt die internationale
Verantwortung, die durch eine Globalisierung der Märkte
entstanden ist.
Biomasseaktionspläne, die derzeit
auf EU-Ebene und in verschiedenen Mitgliedsstaaten entwickelt werden,
können die Nachhaltigkeit von Bioenergie nur
gewährleisten, wenn sie ökologische Kriterien
zur Produktion der benötigten Biomasse beinhalten. Die Zerstörung
von Regenwäldern, um Produktionsflächen für Biokraftstoffe
wie Palmöl zu gewinnen, ist für die globale CO2-Bilanz
kontraproduktiv.
Wälder und Klimawandel
Die globale Erwärmung stellt für die Wälder eine
erhebliche Bedrohung dar und stellt die nachhaltige Forstwirtschaft
vor neue Herausforderungen. Nur eine Anpassung
der Waldbewirtschaftung kann die durch den Klimawandel erwarteten
Schäden begrenzen, da das Risiko von extremen
Wetterereignissen, Insektenkalamitäten und Waldbränden
steigen wird.
Als CO2-Senke verringern Wälder den
weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen, der die globale Erwärmung
verursacht. Umgekehrt trägt die Zerstörung der Wälder
mit etwa 20% zum globalen
CO2-Ausstoß bei. Werden Walderhaltung und
Wiederaufforstung als Ausgleich für CO2-Emissionen anerkannt,
können sich neue Finanzierungsmöglichkeiten ergeben, indem
die dafür erhaltenen Zertifikate unter dem Clean Development
Mechanism (CDM) des Kyoto-Protokolls oder auf dem freiwilligen Markt
verkauft werden.
Naturschutz
Wälder sind Lebensraum für zwei Drittel der Arten auf
der Erde und deshalb das Schlüsselelement zur Erhaltung der
biologischen Vielfalt. Aspekte des Naturschutzes
in der Forstwirtschaft verstärkt zu berücksichtigen, ist
essentiell, um die internationale Verpflichtung der Konvention zur
biologischen Vielfalt (CBD) zu erfüllen, den Verlust der biologischen
Vielfalt aufzuhalten.
Die Rückkehr der großen Wildtiere, wie Bär,
Luchs und Wolf, nach Mitteleuropa macht
die Dringlichkeit eines entsprechenden Wildtiermanagements
deutlich. Managementpläne müssen sowohl die Ansprüche
der Wildtiere als auch die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen
und sollten unter Einbindung aller relevanten Interessensvertreter
erstellt werden. Durch geeignete Maßnahmen können Schäden
vermieden werden, ohne das Wildtier zu töten.
Die Qualität des Lebensraums für
Wildtiere kann durch entsprechende Maßnahmen in der Forstwirtschaft
wie der Erhöhung des Totholzvorrats verbessert
werden. Die Anpflanzung von Obstbäumen und essbaren Pflanzen
kann das Nahrungsangebot für Braunbären verbessern.
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